Julius Väth ist Spieler des Monats Mai

Hier der Main-Echo-Artikel

Auf die Fra­ge, ob er denn Rechts- oder Links­fuß sei, ent­geg­net Ju­li­us Väth mit ei­nem La­chen: »Rechts. Ich ver­su­che es zu­min­dest.« Ei­ne knap­pe Ant­wort, die viel ver­rät.

Zum einen, dass der 26-Jährige ein humorvoller Mensch ist. Wer sich mit ihm unterhält, erlebt einen aufgeschlossenen, mitunter zu Scherzen aufgelegten Mann, der zugleich einen sehr reifen und reflektierten Eindruck macht. Zum anderen, wie bescheiden der Kapitän des TV Wasserlos ist. Denn freilich weiß er sehr wohl mit seinem rechten Fuß umzugehen.
Väth ist die zentrale Figur bei Wasserlos. Das ist nicht verwunderlich, hat der Mittelfeldspieler bei Bayern Alzenau doch schon in der Regionalliga gespielt. Dass der TVW im Mai in der Relegation den Klassenerhalt in der Kreisliga schaffte, ist auch ein Verdienst Väths.
Unser Mitarbeiter Sebastian Leisgang hat sich mit dem Mittelfeldspieler unterhalten. Im Interview verrät Väth, warum er die Zeit in der höchsten Amateurliga geschätzt hat, nun aber nicht vermisst, wie er die zurückliegende Spielzeit samt Last-Minute-Rettung bewertet und warum es unverfroren wäre, für die kommende Saison etwas anderes als den Klassenerhalt als Ziel zu deklarieren.

Julius Väth, vor der abgelaufenen Saison sind Sie von Seligenstadt drei Etagen nach unten zu Wasserlos gewechselt - ein ungewöhnlicher Zug. Warum sind Sie diesen Schritt gegangen?
Ich wollte noch einmal mit meinem Bruder zusammenspielen. Und er weiß nicht, wie lange er noch spielt, weil er einen zeitintensiven Job hat. Außerdem ist der Aufwand in der Kreisliga deutlich geringer als in der Hessenliga. Ich war mit den Spielern von Wasserlos auch nach meinem Abschied immer in Kontakt und bei fast jedem Heimspiel da. Deswegen kam kein anderer Verein in Frage.

Gab es andere Angebote?
Als in der Zeitung stand, dass ich Seligenstadt verlasse, haben zwei, drei Vereine angefragt, ob ich nicht als Spielertrainer kommen wolle. Ich habe das alles abgesagt, ohne zu überlegen.

Gab es Überlegungen, in Wasserlos als Spielertrainer einzusteigen?
Ja, in der Winterpause. Aber ich wollte mich nicht verpflichten, bei jedem Training anwesend zu sein. Zumal ich in Frankfurt wohne.

Reichlich Erfahrung bringen Sie mit.
Das stimmt. Die kann ich den anderen aber auch als Mitspieler weitergeben.

Sie haben in der Regionalliga gespielt. Wie haben Sie die Zeit in Erinnerung?
Als ich in Alzenau mit 18 zur ersten Mannschaft gestoßen bin, wurde ich super aufgenommen. Die Mannschaft war charakterlich einwandfrei, eine bunte Mischung aus jungen und alten Spielern, alle haben sich gut miteinander verstanden. Wir sind zweimal in die Regionalliga aufgestiegen, es war eine tolle Zeit mit vielen schönen Erlebnissen.

An was genau denken Sie?
Mein erstes Spiel in der Regionalliga war besonders eindrucksvoll. Wir sind mit unserem Mannschaftsbus zum SSV Ulm gefahren, dort haben wir vor 3500 Leuten gespielt. Ich musste als Rechtsverteidiger gegen Heiko Gerber ran, der vorher beim VfB Stuttgart in der Bundesliga gespielt hat. Er hat kein Tor gemacht, aber wir haben nach Führung mit 1:4 verloren.

Später sind Sie nie über die Regionalliga hinausgekommen. Ein Makel in ihrer Laufbahn?
Nein. Als junger Kerl hatte ich zwar den Traum, Profi zu werden. Aber in der A-Jugend habe ich gemerkt, dass es oben immer dichter wird. Die Regionalliga ist mein Limit.

Vermissen Sie die Zeit in den höchsten Amateurligen?
Nein. Alles hat seine Endlichkeit. Ich bin froh, dass ich jetzt mit einem geringeren Aufwand Fußball spiele.

Trotz der immensen Umstellung auf die Kreisliga?
Ja. In Seligenstadt habe ich von meinem Passspiel gelebt. In Wasserlos muss ich mehr die Führung übernehmen. Dieser Schritt ist mir mit der Zeit gelungen.

Sie stellen sich also ein gutes Zeugnis für Ihre Leistungen in Wasserlos aus?
Meine Leistungen sind mit Sicherheit noch ausbaufähig. Aber ich habe in der Hinrunde drei, in der Rückrunde fünf Tore gemacht. Das werte ich als kleinen Fortschritt.

Erst in der Relegation gelang der Klassenerhalt. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf die Runde zurück?
Wir haben unser Saisonziel erreicht, auch wenn nicht alles so gelaufen ist, wie wir uns das gewünscht haben. Nach dem plötzlichen Abschied von Sven Durschang im Winter sind die meisten aus allen Wolken gefallen. Das war natürlich suboptimal. Es ist aber keine Schande, am Ende in der Relegation in der Liga zu bleiben. Es war eine sehr durchwachsene Saison, sie war aber von Erfolg gekrönt.

Wo sehen Sie Ihre persönliche Zukunft?
In Wasserlos. Ich bleibe in der kommenden Saison - und auch in der darauf folgenden, denke ich.

Beenden Sie Ihre Karriere bei Ihrem Heimatverein?
Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht, das kann aber durchaus so kommen.

Was geht in der kommenden Saison in der Kreisliga? Geht es wieder nur um den Klassenerhalt?
Ja. Wir haben das Potenzial, die Klasse nicht erst im letzten Moment zu sichern. Sich höhere Ziele zu stecken, erachte ich aber nicht für sinnvoll. Andere Vereine haben finanzielle Mittel und eine gewisse Stärke. Wenn wir aber plötzlich einen Lauf bekommen wie Leicester City, nehmen wir das natürlich mit. (Lacht.)
Autor: Sebastian Leisgang

Kommentar schreiben

Kommentare: 0